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Familie Heitmanns Katze


Die Katze der Familie Heitmann lebt in Poppenbüttel und kam eines tags humpelnd nach Hause. Frau Heitmann ging zu einem Tierarzt in der Nähe. Er hat sie untersucht, Röntgenbilder gefertigt und festgestellt, dass sie eine „Nervenlähmung“ hätte. Er verabreichte ihr eine Injektion mit einem Depot-Medikament – landläufig als „Cortison“ bekannt.

Nach ein paar Tagen ging Frau Heitmann mit Ihrer Katze wieder zu dem Tierarzt, der ihr dann zur Weiterbehandlung das Medikament Metacam für Katzen gab, welches sie ihrer Katze eine Woche lang täglich einflößte.

Plötzlich hörte die Katze auf, Nahrung zu sich zu nehmen, sie erbrach häufiger und wurde sehr still. Blutiger Kot alarmierte Frau Heitmann, wir sahen ihre Katze an einem Sonntag.

Der Röntgenbefund war alarmierend, wir schauten in das Gesicht einer Todkranken.

Natürlich- wat mutt, dat mutt – Venenzugang, Narkose, Bauchschnitt: Was uns entgegentrat war ein Dünndarm, der auf ganzer Länge von 15 cm geöffnet war, wie mit einem Messer, Kot lag in der Bauchhöhle.

In der Pathologie und klinischen Tierheilkunde lernt man: „Das wird nix.“ Aber aus irgendeinem Grunde entschieden wir uns, den schwer zerstörten Darmteil herauszunehmen. Die Bauchhöhle wurde mit etlichen Litern warmer Kochsalzlösung ausgewaschen. Und tatsächlich – die Katze nahm am nächsten Tag Nahrung zu sich, sie war fieberfrei und ihr todkranker Gesichtsausdruck war – wie verwandelt. Familie Heitmann holte ihre Katze nach drei Tagen ab, brachte sie aber am nächsten Tag wieder: die Katze erbrach erneut und nahm keine Nahrung zu sich. Herr Heitmann sagte, er wolle das Tier erlösen lassen.

Wir haben die Katze noch einmal geöffnet und wiederum einen 12-15 cm langen stark veränderten Dünndarmteil herausgenommen, der beim ersten Eingriff völlig unverändert schien. Sie hat das alles überlebt und ist nun endlich wieder zuhause. Der Pathologe in Hamburg-Rahlstedt sagt, es handele sich um Darmnekrosen ohne erkennbare Ursache, so wie sie gelegentlich von Fremdkörpern hervorgerufen werden. Es gab aber keine Fremdkörper.

Wir haben nachgeforscht: die Gabe von Cortisonen und Cortison-ähnlichen Substanzen darf auch heute nicht mit Nicht-Steroidalen Substanzen verabreicht werden, da „irreversible Magen- und Darmwandschäden“ bei Tieren möglich sind. Ob der Tierarzt das gewusst hat? Es ist in jedem Pharmakologiebuch nachzulesen. Metacam ist ein nicht-steroidales Medikament.

Die beinahe tödliche Erkrankung der Katze war eindeutig iatrogen zustandegekommen: aber wie soll man das beweisen? Können steroidale und nicht-steroidale Medikamente bei gemeinsamer Verabreichung so schwere Schäden verursachen? Ja – sie können – müssen aber nicht.

In Anlehnungen an wissenschaftliche Untersuchungen bleibt zu fragen, ob die unglaubliche Dunkelziffer von Toten in der Humanmedizin – basierend auf Fehlmedikationen - auch in der Veterinärmedizin zu finden sind? Wir hören immer wieder von jungen Tierärztinnen und Tierärzten, wie unbeliebt das Fach Pharmakologie im Staatsexamen ist. Man muss da tatsächlich sehr viel Wissensstoff verinnerlichen.

Tjo, sacht man in Hamburch.


Dirk Schrader, Hamburg

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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