zurück zur Hauptseite


Analfissuren


Bei großen Hunden, insbesondere bei Schäferhunden und deren Mischlingen, hauptsächlich bei männlichen aber auch bei weiblichen Tieren beobachten wir ein Phänomen, welches vom Tierhalter zunächst falsch gedeutet wird: Der Hund hat „Probleme“ beim Kotabsatz, anfänglich nicht, aber später wird von Schmerzlauten berichtet. „ Knochenkot? Verstopfung des Enddarms? Der Hund leckt sich verstärkt am After“.

Im Bereich des Afterausgangs sind Risse im Gewebe wahrnehmbar. Sie sind das Resultat einer Entzündung, die immunologische Ursachen hat: Das Immunsystem „spielt verrückt“ und ausgerechnet der „Analspiegel“ ist Kriegsschauplatz zwischen den destruktiven Kräften der Überreaktion (auf was?) und den in diesen Fällen leider (fast) immer vergeblichen Bemühungen des Organismus, Wunden selbst zu heilen. Es entsteht Narbengewebe, welches sich zusammenzieht und damit die Afteröffnung verkleinert – eine ins Schmerzhafte steuernde für den Patienten äusserst unangenehme Entwicklung führt zu Kotstauungen und damit zu einer Selbstzerstörung des Enddarms: Ausbuchtungen (Kavernen) sind das Endresultat: der Patient kann keinen Kot mehr absetzen.

Tierärzte haben gelernt, verschiedene Salben mit und ohne Cortisone einzusetzen. Eine gewisse Linderung mag oft feststellbar sein – letztendlich wird immer alles schlimmer, wenn nicht (zufällig) die Ursache beseitigt wurde. Wie das bitte, wenn diese nicht erkennbar ist?

Ich kann mich daran erinnern, dass mein sehr geschätzter Lehrer in Berlin, Professor Lukas Felix Müller, der damalige Direktor der Kleintierklinik in der Bitterstraße, immer wieder darauf hinwies, dass „allein die Chirurgie“ in oben beschriebenen Fällen helfen kann: „Medikamente helfen nicht wirklich, sie verschlimmern langfristig das Krankheitsbild“.


Seither wurden Patienten mit Analfissuren in unserem Hause stets chirurgisch versorgt: Der „Analspiegel“ wird konsequent entfernt. Keine “Meisterleistung“, sondern ein chirurgisches Vorgehen, welches große Umsicht erfordert, um Inkontinenz zu vermeiden.


Wir wissen sehr genau, dass unsere verehrte Kollegenschaft sich scheut, derartige Eingriffe vorzunehmen. Ängstlichkeit ist jedoch nur dann berechtigt, wenn man das chirurgische Vorgehen nicht beherrscht. Das ist keine Schande, führt aber leider dazu, dass viele betroffene Patienten eine leidvolle Zeit verbringen (müssen).


Dirk Schrader

Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader I dr. Itamar Tsur
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

zurück zur Hauptseite